Gedünstet und gegrillt

TSV 1860 vs. Viktoria Köln (3:1)

Gedünstet und gegrillt. Für diesen Titel habe ich mich nach wenigen Minuten in der West beim gestrigen Spiel gegen Viktoria Köln entschieden. Während wir von unten langsam gedünstet wurden, wurden wir von oben gegrillt. Dass das Spiel wegen technischer Probleme eine Stunde später als geplant angepfiffen wurde, hatte sich nicht senkend auf die Temperaturen ausgewirkt. Und auf den Bierpegel schon gar nicht.
 
Aber fangen wir von vorne an: Drei von uns Hauptstadtlöwen waren zum Heimspiel angereist: Vorstand Christian, Pat und ich. Eigentlich dreieinhalb, denn Stoffl zählen wir im Herzen schon zu den unseren. Getroffen haben wir uns allerdings erst am Grünspitz. Bei Heimspielen ist es noch schwieriger, die Löwchen beisammen zu halten. Meiner einer kam diesmal aus dem Nordwesten von München angefahren, wo ich bei meinen Lieblingslöwen Eva und Peter nächtigen durfte.
Wo waren wir? Ah ja, Grünspitz. Nach ein paar Bierchen unter weißblauem Himmel bewegten wir uns gemächlich zum Stadion, weil wir ja die angekündigte Choreo nicht verpassen wollten. Doch dann wurde wurde uns der Einlass verwehrt, aus dem oben genannten Grund. Nachdem klar war, dass das Spiel erst um 15 Uhr starten würde, traten wir den Rückweg an: zur nächsten Bierquelle namens Balkanwald.
 
Beim zweiten Anlauf hatten wir dann Glück. Und sehr zu meiner Freude bekam ich ein Fähnchen in die Hand gedrückt, so dass ich Teil der Choreo sein durfte. Neben der Ehre war ich für das bisschen Schatten und Wind dankbar, das das blaue Stoffdreieick spendete. Dass das planlose Gewedel aus der Ferne wirklich hübsch aussah, wusste ich da noch nicht.
Überhaupt wusste ich erst nach dem TV-Spielbericht heute morgen, dass unsere Mannschaft ganz ordentlich gespielt hat. Beim Spiel selbst jubelten wir natürlich bei den ersten beiden leicht erbeuteten Toren (16. Zwarts, 35. Eigentor durch Engelhardt). Aber die Stimmung in der West war für einen klaren Heimsieg doch erstaunlich verhalten. Ob das in erster Linie der Hitze geschuldet war? Ich glaube nicht. Denn mir war zuvor berichtet worden, dass die Stimmung schon bei den letzten Heimspielen nicht so überragend war.
 
In der Halbzeitpause war dann leider kein Platz für mich zum Sitzen. Alle anderen waren schlauer gewesen und hatten ihren Hintern rechtzeitig auf dem Beton platziert. Ich hatte noch nicht einmal genug Platz zum Abaschen und diente meinem Vordermann zugleich als Sitzkissen (Fuß) und als Rückenlehne (Schienbein). Zu diesem Zeitpunkt war ich schon zu hitzegeschädigt, um zu protestieren.
So ging es dann ohne Sitzpause in die zweite Halbzeit. Der kuriose Anschlusstreffer durch Lorch in der 50. Minute brachte wieder etwas Nervenkitzel rein. Wobei man bei uns Löwen ja nie das Spiel vor dem Abpfiff loben darf. Dankenswerterweise senkte unser Kapitän Verlaat das Stresslevel durch ein schönes Kopfballtor in der 71. Minute. So gestärkt behielten wir dann doch die drei so dringend benötigten Punkte im Grünwalder.
 
Endlich wieder ein Sieg! Wir hätten eigentlich außer uns vor Freude sein sollen. Doch tatsächlich habe ich schon bittere Niederlagen erlebt, nach denen die West enthusiastischer war. Klar, es wurde gefeiert. Aber eigentlich mehr, dass man wieder mit vielen lieb gewonnenen Mitlöwen einen Sommertag verbringen durfte.
So zogen wir nach dem Spiel wieder zum Grünspitz, nahmen danach noch ein staubiges Sandwich ein (okay, jetzt wissen wir, warum da nie einer drin sitzt) und machten noch einen Abstecher zur kleinen Kneipe, die aber auch nicht so mit 60er-Party-People gefüllt war wie sonst (Volker, wir vermissen dich!).
Genug getrunken hatten wir ja bereits. Darum fiel es uns nicht so schwer, uns auf den Heimweg zu machen. Wobei die letzten 40 Minuten SEV-Bus schon hart waren. Die Kombi von Odel, Klospray und Geschaukel durch Niemandsland hat uns den Rest gegeben.
 
Aber wisst ihr was? Es war ein sauschönes Wochenende und wir haben fucking drei Punkte eingefahren. Besser geht’s nicht! ELiL

TSV 1860 vs. Viktoria Köln am 06.04.2024; Text: Sandra Cremer; Bilder Sandra Cremer, Christian Eulitz und Michael Stoffl

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