Osterspaziergang

TSV 1860 München vs. TSV Alemannia Aachen (2:1), Text: Thomas Köpnick, Bilder: Thomas Köpnick und Sandra Cremer

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick; Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter, in seiner Schwäche Zog sich in rauhe Berge zurück.“

Ist es ein Zufall, dass es nach dem zarten Aufkommen des Frühlings heuer auch bei uns so gut läuft? Schon Anfang März habe ich entschieden, für einen Samstag das heimische Stüberl im Valentin mal wieder gegen das Grünwalder zu tauschen. Die Lufthansa brachte mich günstig und rasch nach MUC und zurück, leider viel zu früh; wie sich später noch herausstellen sollte.

Ich freute mich zunächst auf einen Besuch an Teltschiks Würstlstand am Ende des Viktualienmarktes, über den ich nur Gutes gelesen habe. Meine Bestellung dort „eine Bratwurst“ war ob des vielfältigen Angebots dort allerdings so, als würde man bei Starbucks „einen Kaffee“ bestellen (oder bei unserem Hermann Plöckl „einen Absinth, bitte“) . Die lustige, runde Verkäuferin coachte mich aber lieb – und rasch konnte ich eine leckere Wurst verzehren. Sei empfohlen.

Dann gings zum Candidplatz, wo unsere rührigen Ultras eine tolle „Tailgate-Party“ (wie es beim NFL-Football heißen würde) aufgezogen haben. Merch, Essen und Trinken, (sogar an Dixi-Klos war gedacht) zugunsten eines Kinderhospizes. So gut! Dort traf ich Sandra, Aron und seinen Sohn Quirin. Besonders Aron war ein guter Kunde am T-Shirtstandl; am Ende hat er wohl drei neue Shirts übereinander getragen – und das bei 23°! Eva und Peter, die man überall trifft, waren natürlich auch da, und es war ein herziges Wiedersehen.

Im Stadion selbst trennten sich unsere Wege: Sandra, Eva und Peter in der West, Aron und Quirin unterm Dach der Stehhalle. Ich hatte vor Wochen grad noch Block O Reihe 7 kaufen können und der war mit vielen Alemanniafans durchsetzt. Aber wie ich es schon von den HSL gehört habe, die beim Hinspiel in Aachen waren, besteht da eine gegenseitige Sympathie. Und so wars auch.

Obwohl (oder trotzdem?) die Aachener ja ein nagelneues Stadion haben, waren Schwarz-Gelben um mich herum völlig begeistert vom Grünwalder. Die Stimmung, die freundliche Aufnahme durch uns, die kurzen Wege zu den Standln und zum WC – sie waren überrascht und doch voll des Lobes.  Ich habe einem kleinen Aachener Maidla, das mit seiner Mutter neben mir saß, zwei von unseren HSL-Klebern geschenkt – und sie strahlte.

Wie übrigens auch die Sonne über Giesing! Herrlichstes Wetter, und als ich heute morgen in den Spiegel schaute, sah ich in Winnetous Antlitz.

Das Spiel an sich ist schnell erzählt: die Löwen haben nicht nachgelassen und sich und uns durch Philipps 2-1 gegen einen ebenbürtigen Gegner belohnt. Ein mega Spiel, während dessen übrigens keinerlei Pyro beiderseits der lieben Sonne Nebelunterwäsche gleich welcher Farbe anzog.

Nach dem Abpfiff traf ich noch Thomas Gibitz von der BBF, der mit seinen Ultras Pfandbecher für deren Kinderhospiz-Aktion von den ausströmenden Besuchern einsammelte. Der gute Quirin ging zu ihm und spendete sein Pfand für den guten Zweck.

Dann ging es noch in das legendäre „Blue Adria“, von Sandra empfohlen. Eine kleine Kneipe, proppenvoll mit Menschen, die genau so fühlen wie ich. Es war so eine Erfrischung für einen aus der (relativen) Diaspora in Berlin. 60er Songs schallten ständig laut durch den Raum und das „Wir würden nie zum FC Bayern München gehen“ der Toten Hosen wurde ein ums andere Mal lauthals mitgesungen. Mega.

Leider drängte die Zeit. Fuck, warum hab ich nur den vorletzten Flug nach Hause bekommen? In diesem geilen Laden hätte ich es mit Aron, Quirin, Peter und allen anderen Löwen noch ewig ausgehalten. Wo war aber Sandra, die mir das „Blue Adria“ erst bekannt gemacht hat? Als ich mich auf den letzten Drücker zum X30-Bus von der Tegernseer Landstr. aus aufmachte, kam sie mir mit Eva fröhlich entgegen. Es war nur noch Zeit für einen lieben, raschen Knutscher-to-go.

Und obwohl der Dichterfürst die 60er nicht mehr kennen konnte, passen doch seine Worte perfekt auf meinen Osterspaziergang nach Giesing.

„Ich höre schon des Dorfs Getümmel Hier ist des Volkes wahrer Himmel, Zufrieden jauchzet groß und klein; Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein.“

Auf die Löwen!

Tommi

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