Du bist nichts für schwache Nerven

TSV 1860 vs. TSV Havelse (3:2), Sonntag, 14.09.2025

Ich habe mir angewöhnt, ergebnisoffen zu unseren Spielen zu gehen. Keine Prognosen, keine Tipps und schon gar keine Wetten. Damit ich mein Nervenkostüm nicht unnötig strapaziere. Aber beim TSV reicht das halt nicht. Da muss man zittern, bangen und schweißbaden bis zum Schlusspfiff. Außerdem scheint die Ausnahmesituation zum neuen Standard zu werden.

Immerhin fiel der erlösende Treffer diesmal eine Minute früher als beim letzten Heimspiel. Statt der 7. war es diesmal die 6. Minute der Nachspielzeit. Der Joker hieß gestern nicht Haugen, sondern Hobsch und der Gast nicht Stuttgart II, sondern TSV Havelse. Last but not least ging es diesmal nicht um den Ausgleich, sondern um den Sieg. Und man sollte es nicht für möglich halten: Im Stadion gab es ein noch lauteres Löwengebrüll als beim Besuch der Spätzle zweiter Wahl. Wäre interessant zu wissen, ob jemand die Dezibel misst und darüber Buch führt.

Zunächst hatten wir uns alle das etwas entspannter vorgestellt. Schließlich waren wir ja hochzufrieden mit einem 2:0 in die Halbzeitpause gegangen. Ich will allerdings nicht unterschlagen, dass die beiden Tore ziemlich auf sich warten ließen. Denn die Chancenverwertung war durchaus steigerungsfähig. Aber man muss ja nur warten, bis das Tor leer ist, um den ersten Treffer zu erzielen (Volland, 39.). Dann noch kurz vor der Halbzeitpause ein zweites Tor eingeköpft (Haugen, 45.), damit wir uns auch schön siegessicher fühlen.

Aber ohne Drama geht es halt nicht bei uns. Unsere Mannschaft meinte wohl auch schon, den Sieg in der Tasche zu haben. Denn es wurde nicht viel unternommen, um das Polster noch ein wenig dicker zu machen. Stattdessen wurde es durch ein unglückliches Eigentor noch etwas dünner (Niederlechner, 58.). Dann noch einmal „Pech“: Volland, bereits mit Gelb vorbestraft war, sah Gelb-Rot und fehlt uns jetzt leider in Rostock. Jetzt in der Unterzahl waren sich unsere Löwen doch langsam des Ernsts der Lage bewusst. Trotzdem gelang Havelse der Treffer zum Ausgleich (Posselt, 89.).

Ach ja, es ist so ein tolles Gefühl, wieder ganz nah am Abgrund zu stehen! Doch in dieser Saison ist etwas anders: Selbst bis kurz vor Abpfiff geben wir uns nicht geschlagen: nicht die Mannschaft und auch nicht die Fans. Und siehe da: Statt wie früher üblich in letzter Sekunde zu verkacken, kann der TSV neuerdings das Ruder noch rumreißen: Unser Joker rettete uns in 90.+5 den Arsch zum 3:2, sicherte uns drei Punkte und hobschte uns auf Platz 2 der Tabelle.

Nach einem Sieg ist ja aller Frust davor immer schnell vergessen. Aber eins muss noch gesagt sein: Wir sollten uns nicht so sehr an Aufstiegsfantasien berauschen, solange unsere Mannschaft nicht etwas souveräner agiert. Ihr habt ja schon am Mittwoch wieder Gelegenheit dazu, euch von eurer stärksten Seite zu zeigen, Jungs!

Wir sehen uns in Rostock!

Text: Sandra Cremer, Bilder: Sandra Cremer und Harti

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