Energie Cottbus vs. TSV 1860 (1:5) am 27.10.2024
Text: Constantin Scharf, Bilder: Christian Eulitz und Sandra Cremer
Was für die Münchner Löwen am vergangenen Sonntag eine der weitesten Auswärtsfahrten der laufenden Drittliga-Saison darstellte, bedeutete für die Hauptstadtlöwen schlicht & ergreifend das heimischste Heimspiel des Jahres. Getreu dem Motto – Giesing is comin´ home – herrschte daher unter den niederlausitzgereisten Fans eine immense Euphorie, die man in dieser Wucht wohl sonst nicht einmal Mitte September auf der Theresienwiese erleben kann. Das Problem daran ist nur, dass sich ein Übermaß an Euphorie und der TSV 1860 München sich in etwa so wie Robert Reisinger und Hasan Ismaik vertragen – im Endeffekt nur mit dampfender Zigarre, äußerster Vorsicht und juristischem Beistand einigermaßen erträglich!
Denn was haben der TSV 1860 München und die Hauptstadtlöwen in dieser Saison gemeinsam? Genau – sobald man vorfreudig ein Heimspiel vor der Löwenbrust hat, gibt es meist eine auf die blauweiße Mütze. Dass es an diesem goldenen Herbstsonntag nach 90 Minuten ergebnistechnisch nicht nur eine, sondern gleich satte fünf auf den Deckel geben würde, haben jedoch wohl nicht einmal die optimistischsten Cottbuser- sowie die pessimistischsten Löwenanhänger zu prognostizieren gewagt.
Der Vergleich mit Deckel und Mütze hinkt bei diesem Spiel jedoch noch weiter hinterher als unsere Verteidiger in der gesamten ersten Halbzeit, denn das erste Gegentor in der dritten Spielminute – nach Vorarbeit von Leroy Kwadwo – fühlte sich eher nach präzisem Kinn- und Leberhaken gleichzeitig an. Das Einzige, was noch schlimmer als die defensive (Nicht-)Leistung beim Gegentor aufs Gemüt schlug, war der traurige Umstand, dass man zu diesem frühen Zeitpunkt sich noch gar nicht mit dem vor Ort ausgeschenktem Feldschlößchen-Pils anfreunden konnte, jedoch haben die Hauptstadtlöwen durch beständige Kontinuität und exzellenter Kondition dieses Problem relativ zeitnah überwinden können.
Nach dem frühen Rückstand haben sich unsere taumelnden Löwen zwar sichtbar zu erholen versucht, ohne dabei allerdings in der Offensive die notwendige Durchschlagskraft zu entwickeln und in der Defensive die nötige Gegenwehr zu leisten, um im Stadion der Feindschaft letztendlich bestehen zu können. Sinnbildlich für diesen Befund kann die Entstehung des zweiten Cottbuser Treffers dienen, als zuvor durch einen Volley-Schuss von Morris Schröter aus kürzester Distanz der mögliche Ausgleich liegengelassen wurde und man im direkten Gegenzug nach einem langen Abschlag und über lediglich drei Kombinationen der Lausitzer Lausbuben und ohne auch nur den minimalsten Hauch jeglicher Gegenwehr von Löwen-Seite man die Gegner bis zur Torlinie durchkombinieren ließ und sie somit zum zweiten Tor regelrecht aufgefordert hat. Zumindest war bis dato für die Hauptstadtlöwen die Akklimatisierungszeit hinsichtlich des Feldschlößchen-Pils bereits vorbei.
Der Rest des Spiels ist dann eigentlich auch recht schnell erzählt, weil bei einer ausführlicheren Erzählung der Herzschmerz nur nochmal zu sehr zusetzen würde – Die Löwen erzielen nach einem Eckball und einigem Kuddelmuddel im Sechzehner irgendwie den Anschlusstreffer durch Schröter, nur um unmittelbar im Anschluss – wie in den letzten beiden Spielen gegen Haching und Osnabrück bereits erprobt – gleich wieder ein Gegentor zu schlucken und mit dem Halbzeitpfiff sogar noch das vierte Gegentor mit in die Kabine zu nehmen. Als wären die Kinn- und Leberhaken des FC Energie noch nicht genug für die geschundenen Löwenseelen im Gästeblock, erzielte der Gastgeber in – unserer – 60. Spielminute durch Thiele noch den fünften Treffer und erteilte den Löwen damit die endgültigen K.O. Gnackfotzn. Oh what a Day!
Den Spielbericht eines durch und durch traurigen Spiels kann man schwerlich fröhlich zeichnen, aber die Hauptstadtlöwen sind und bleiben auch weiterhin gegen erfolgsorientierte Stadionbesuche und selbst wenn die Mannschaft an diesem Tag keinen glücklichen Tag hatte – die spielerischen Bemühungen waren erkennbar und die Cottbuser haben momentan scheinbar diesen Flow, bei dem jeder Schuss (Cigerci – wow!) ein Treffer ist, wohingegen wir mit jedem Torschuss nur einen eigenen Mitspieler treffen! Mit der uns momentan immunen Kombination aus Gegentoren zu den absolut ungünstigsten Zeiten sowie mangelnde Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Kasten kann man dann schnell auch im beschaulichen Cottbus untergehen und ein gefühltes Heimspiel sich in einen Trauerakt verwandeln – wie dem auch sei, unterm Strich kann man constantieren, dass man Feldschlößchen mit frühen Gegentoren schneller zu genießen vermag, die Bundespolizei vor Ort nette und vor allem viele Polizist:innen hat und wir in der Rückrunde mit unserem brasilianischen Wintertransfer durchmarschieren werden („We go to the top“).
Die gute Nachricht zu guter Letzt – Wir werden auf jeden Fall in den Himmel kommen, da wir mit unseren Löwen bereits die Hölle auf Erden durchstehen!
ELIL