Nach etwa 2 Monaten Winterpause ohne richtigen(sic!) Fußball ging es am 14. Januar endlich wieder los: Sechzig ruft zum Auswärtsspiel nach Mannheim. Sechster gegen Achter. Bei einem Sieg und einer gleichzeitigen Niederlage Saarbrückens hätte man bis auf nur einen Punkt an den zweiten Platz heranrücken können. Allerdings war das Bangen groß, bei einer Niederlage selbigen aus dem Blick zu verlieren.
Den Wecker für Samstag auf etwas vor 5 in aller Herrgottsfrüh gestellt. Im Leben würde ich an Arbeitstagen nicht so früh aufstehen. Müsli, Schwarzer Tee, Toilette, Dusche – auf geht’s. Nach kurzem Schreck, weil die U-Bahn einen längeren unplanmäßigen Halt im Tunnel machte, doch noch den ICE pünktlich erreicht. Rein in den Zug, wo der Rest der Kompanie mit einem Kasten August und anderen Bieren wartete bzw. verschlafen da saß. Zu siebt wurden die Getränke natürlich brav bis Mannheim ausgetrunken.
Dort rein in einen der Shuttlebusse und ab zum Stadion. Gefühlt machte der Bus einen Mega-Umweg, Sightseeing war also angesagt. Die Fahrt bestätigte meine Erinnerung, dass es sich bei Mannheim um eine der schiachsten Städte Deutschlands handelt – direkt nach Ludwigshafen. Der auf den Straßen rumpöbelnde Mannheimer Mob machte einem durch zahlreiche neckische Gesten klar, was er von einem hielt und wohin er einen wünschte und man tat es ihm freilich gleich. Dazu aber eine kurze Anmerkung: Wenn einige im Bus – nicht aus unserer Gruppe – Mannheimer als „Drecks Zigeunerpack“ bezeichnen, dann kann man das einfach nur als rassistische Beleidigung gemeint haben und nicht anders. Ich bin selbst kein Kind von Traurigkeit und kein Anhänger woker Sprachverrenkungen, aber das braucht es einfach nicht.
Im Stadion angekommen, ein, zwei Vasen Bier besorgt, bisserl hier und dort geratscht und dann zu unseren Plätzen auf der inzwischen zur Günter-Sebert-Tribüne umbenannten Westtribüne. Diese hatte sich bis zum Spielbeginn bei einem Fassungsvermögen von 3.800 Plätzen mit über 3.000 Löwen und Löwinnen auch gut gefüllt – so die Presse. Ich gehe anhand von Bildern eher von 3.500 aus, mag mich aber täuschen. Wir hatten zwar aus Versehen Sitzplatzkarten bestellt, dieser vermeintliche Lapsus war dann aber halb so wild, weil sowieso nicht an Sitzen zu denken war. Hinzu kam, dass sich die Ultras nicht im offiziellen Stehplatzbereich, sondern auf den ‚Sitzplätzen‘ direkt hinter dem Tor und damit direkt vor uns platziert hatten.
Nach einer 5-minütigen „Schweigeminute“ zu Ehren von Rebele, Ameti und zwei Verstorbenen der aktiven Fanszene (Sektion Woid und NBG) machte sich der Löwenanhang dann durch ein donnerndes „Hurra, hurra, die Löwen sie sind da“ bemerkbar. Nach bereits 7 Minuten wurde das Anfeuern belohnt: 1:0 durch Kopfball von Steinhart. Erster Treffer, erstes Tor! Nach einem Fauxpas von Hiller, dann noch in der 1. Halbzeit der Ausgleich und in der 2. Halbzeit das 2:1 und 3:1. Hab ich alles aber nicht gesehen, weil ich direkt hinter den großen Schwenkfahnen der Ultras stand. Gut so, denn das wenige Gesehene war einfach nur grausig: Kein Zugriff auf den Mann oder auf den Ball, keinen zweiten Ball erkämpft, Flügelspiel war nicht vorhanden, beim Aufbau war keinerlei Plan erkennbar.
Nach dem Spiel lief der Film dann rückwärts: Noch zwei Vasen Bier getrunken, bisserl hier und dort geratscht, mit dem Shuttlebus zum Hbf. und ab in den ICE nach Berlin. Dort dann im Bordrestaurant die Bar leergetrunken. Zitat des Tages der Bedienung: „Ja ist denn schon wieder Fußball?“ Zusammenfassung: Lustige Fahrt, lustiger Rausch, fürchterliches Spiel und am Ende steht Sechzig immer noch auf dem sechsten Tabellenplatz. Der Abstand auf den zweiten Platz beträgt jetzt vier Punkte.
Text: Aron Dornauer
Bilder: Aron Dornauer & Christian Eulitz
Text Aron Dornauer, Bilder Aron Dornauer & Christian Eulitz
1 Comment
“Lustiger Rausch”, hahaha :))