Für Herzklopfen sorgte gestern nur die Deutsche Bahn. Wir saßen schon im Zug von München nach Mannheim, hatten uns sogar schon eingecheckt, da kam die freudige Durchsage: Unser ICE fährt bis auf weiteres nicht ab, aber wir dürfen gnädigerweise in einen IC auf Gleis 12 einsteigen. Abfahrt in 2 Minuten. Wir also rübergehechtet, um festzustellen, dass diese tolle Alternative bedeutete, erst nach Heidelberg zu fahren, von dort mit der S-Bahn(!) nach Kaiserslautern, um dann vier 4 Minuten vor Anpfiff in Saarbrücken zu sein (statt wie geplant 1 ¾ Stunden). Zum Glück kam uns die rettende Idee, nicht auf die Bahn zu hören, sondern in Augsburg auszusteigen und auf den nächsten Zug nach Mannheim zu warten. Für unseren ausgefallenen ICE wurden wir mit einem laut DB App nicht existierenden Zug (inkl. erstaunlich süffigem Biobier im Bordbistro) entschädigt. So kamen wir deutlich früher als erwartet in Mannheim und schließlich sogar in Saarbrücken an.
Vom Bahnhof aus wurden wir von freundlichen Polizisten ein Stückchen begleitet. Ganz bis zum Ludwigsparkstadion hatten sie zwar keine Lust (es ging bergauf), aber es war auch nicht nötig. Denn es war alles seeehr seeehr entspannt. Der 1. FC Saarbrücken hatte anlässlich seiner 120-Jahrfeier eine hübsche Choreographie vorbereitet und die Stimmung war angenehm friedlich. Unseren Löwen fehlte leider das Glück, das sie beim letzten Heimspiel gegen Bayreuth hatten. Und die beiden Rennsemmeln Vrenezi und Boyamba wurden schmerzlich vermisst. Das Fehlen von Bär und Moll hingegen ist m. E. nicht weiter ins Gewicht gefallen. Dafür am Start Kapitän Lex, Greilinger, Lakenmacher und Deichmann. Eine schöne Überraschung war der junge Mansour Ouro-Tagba, der in der zweiten Halbzeit aufs Feld durfte.
Ansonsten plätscherte das Spiel so vor sich hin. Es war zu spüren, dass nicht nur bei der Mannschaft, sondern auch bei den Fans so langsam die Luft raus ist. Wozu sich verausgaben oder aufregen, wenn es um nichts mehr geht? Trotzdem war die Leistung ordentlich und das 2:0 für Saarbrücken keine Schande. Ein Tor hätte ich uns aber trotzdem gegönnt. Wenn es noch dazu unser Frischling geschossen hätte, wäre das ein schöner Abschluss gewesen.
Die Heimfahrt verlief dann planmäßig und auch recht lustig mit ein paar jungen Sechzger-Burschen und anfangs auch noch mit Musik. Der im Rossmann erstandene Prosecco war direkt wieder weg. Doch wir waren schwer beeindruckt, wie schnell man in einem Bahnhof zwei Flaschen Rotkäppchen-Sekt kaufen kann. Nein, wir sind natürlich nicht selber gerannt, sondern haben für uns rennen lassen. Deswegen waren wir nicht ungnädig, was die Markenauswahl betrifft. Tipp an euch Männer: Es ist gar nicht so blöd, wenn man trinktechnisch flexibel ist und sich nicht auf Bier versteift! So sitzt man nie auf dem Trockenen. Doch die Jugend lernt: Die zweite Flasche (halbtrocken!) mussten wir nicht alleine trinken. Aber Obacht: Rotkäppchen knallt wie Sau. Nicht beim Trinken, aber beim Öffnen (Sorry nochmal an die Mama mit dem schlafenden Kind!). Und, ja, auch bei der zweiten Flasche, Jungs!
Nach diesem langen Tag war ich froh, dass meine liebe Pascale in München keine Party mehr machen wollte. So kam ich dann erstaunlich früh daheim an. Was euch, liebe Leser, diesen sensationell frühen Spielbericht beschert … (Beim nächsten Auswärtsspiel gegen Essen darf mal wieder jemand anders ran!)
Saarbrücken:1860, Text: Sandra Cremer, Bilder: Sandra Cremer, Pascale Gollhofer et al.