Raubkaterstimmung / Mit Gebrüll zurück

Raubkaterstimmung

Eigentlich hätte die Headline „Mit Gebrüll zurück“ heißen sollen. Aber das war uns leider nicht vergönnt. Das gestrige Spiel wollen wir mal ganz schnell wieder vergessen. Jetzt sitze ich in einem Café am Bahnhof und tröste mich – nein, nicht mit einem Bier – sondern mit einem Milchkaffee und einer großen Johannisbeerschorle. Denn für diesen Spielbericht braucht man Raubkaterstimmung und keinen Aufgewärmten.

Dass die Fahrt von Berlin sich trotzdem gelohnt hat, lag nur daran, dass ich wieder einen Haufen liebe Löwen getroffen habe. Und daran, dass sich zwei weitere Hauptstadtlöwen das Drama auch angetan haben. Tommi und Pat, schön, dass ihr beide dabei wart! Danke, Andi und Pascale, dass ihr mich wieder für zwei Nächte aufgenommen habt!

Der Spieltag hatte so gut angefangen. Mit einem sonnigen Frühstück beim Alten Wirt in Ramersdorf mit meinen beiden Gastgebern. Dann 14 Uhr zum Grünspitz. Superwetter. Viel los. Alle gut drauf. Kurzer Zwischenstopp im Balkanwald, dann weiter. Ich hatte das Gefühl, das Stadion war mehr als ausverkauft. Mit in der Kurve natürlich Eva und Peter, die wahrscheinlich treusten Löwen, die es gibt. Mein Soulmate Seppi war selbstverständlich auch da! Krebsi mit seiner tapferen Christine, die sich trotz gebrochenem Fuß eingefunden hatte. Andi und Harti waren ebenso mit von der Partie. Hat mich gefreut, euch ein zweites Mal kennen zu lernen! Und noch viele andere nette Menschen, die ich jetzt nicht alle namentlich nennen kann. Theoretisch eine große Gruppe, die sich immer verloren und dann doch wieder gefunden hat. Ob jetzt wirklich alle im Stadion waren oder doch im Balkanwald hängengeblieben sind, kann ich nicht mit Sicherheit sagen ...

 

In der West angelangt, hatte ich dauernd mindestens ein Bier in der Hand, ohne eines davon gekauft zu haben. Dank den edlen Anstehern und Spendern! Ja und das Spiel … Ein paar Worte muss ich wohl doch darüber verlieren. Die erste Halbzeit dachte ich noch: Okay läuft wohl auf ein 0:0 raus. Nicht schön nach zwei verlorenen Spielen. Aber mei. Dann das 1:0 durch Zwarts, mit dem ich nicht mehr gerechnet hatte. Allerdings war meine Freude verhalten. Ich ahnte schon, was kommen würde. Der 1860-Klassiker: Sie denken, sie haben das Spiel eingetütet und lehnen sich zurück. Aue ließ sich diese Chance natürlich nicht entgehen. Ausgerechnet unser Ex-Löwe Bär musste das erste verdammte Tor schießen. Das hat ihm viel Hass eingebracht. Manch einer hat ihm einen gebrochenen Haxn gewünscht.

Dass dann auch noch das zweite Tor durch Bär‘sche Vorarbeit fiel, war abzusehen. Trotzdem habe ich innerlich abgekotzt. Für mich persönlich das Spiel, das mich wütender gemacht hat als alle anderen Niederlagen, denen ich beigewohnt habe. Aber das ist nur meiner recht frischen Löwenliebe geschuldet. Für die „alten“ Fans wird es nur ein Scheißspiel von vielen gewesen sein. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Das nächste Spiel gewinnen wir. Und wenn nicht, halten wir weiterhin die Treue.

 

Feiern mussten wir danach natürlich umso mehr. Was soll man auch sonst machen? Darum zurück zum Balkanwald, dann noch die Kleine Kneipe. Pflichtprogramm.

Die Karte für Ingolstadt ist schon gekauft. Die Lust hält sich gerade in Grenzen. Aber bis dahin ist schon wieder alles verdaut. Das weiß ich aus Erfahrung.

PS: Auf dem Weg zum Bahnhof hat jemand hinter mir „Arme Sechzger“ gesagt. Aber da muss ich mich verhört haben. Es waren Russen.

PPS: Reichlich unfit. Darum wahrscheinlich ein Text voller Fehler und Wiederholungen. Passt irgendwie.

Sandra Cremer

Mit Gebrüll zurück

Ich nehme mal frecherweise die tolle, leider wegen des Spielverlaufs verworfene Überschrift unserer mega Berichterstatterin um sie für ein paar eigene Zeilen zum Spiel gegen Aue zu nutzen. Nach fast vier Jahren (hab nachgeschaut, Dezember 2019, 1-1 gegen Großaspach) habe ich mich endlich wieder auf den Weg ins Grünwalder gemacht. Das gewünschte Ticket wurde zuverlässig geliefert (danke Hannes) und von der guten Sandra am Grünspitz übergeben.

Vor dem schönen Wiedersehen der HSL-Friedenauer unter hunderten von Löwen dort hatte ich jedoch noch ein liebes, erstes persönliches Treffen mit einer Münchener Freundin. Ich habe die lustige Geschichte unseres Kennenlernens schon im Valentin zum Besten gegeben; in der HSL-Gruppe müsste sie noch zu finden sein. Auf Petras Angebot in einem erneuten, zunächst wieder dienstlichen Telefonat "wannst amol in München bist, meldst Dich" haben wir uns kurzentschlossen im "Kastaniengarten" verabredet. Wer es nicht kennt: es ist eine klitzekleine Boazn an der hinteren Seite des Grünspitz, nennt sich auch "Imbiss", mit einem schönen, ebenso kleinen Biergarten.

So traf ich auf Petra und ihren Mann. Dass deren Bua dort arbeitet, öffnete uns den Zugang zum Stammtisch. Obwohl wir uns zum ersten Mal leibhaftig gegenüber saßen, ratschten wir, als ob wir uns schon ewig kennen würden.

Was für nette Leute! Bald füllte sich der Biergarten mit immer mehr 60ern.
Ohne jeden Dünkel wurde ich fremder Löwe von den ankommenden Stammgästen mit Handschlag begrüßt. Die Stimmung war genial und mein HSL-T-Shirt sorgte für viele neugierige Fragen, die ich natürlich gern beantwortet habe, einschließlich Reklame für unser großartiges Stammlokal in Kreuzberg, für einen eventuellen Berlinbesuch. Und dann tauchte Petras Bua auf. Thomas ist seit langen Jahren bei den BBF aktiv und ich behaupte mal, dass wir uns auf Anhieb leiden konnten. Er hat uns schon mehrfach über seine Mutter tolle Kleber zukommen lassen (Ihr erinnert Euch), wofür ich mich in unserem Namen nun persönlich bedanken konnte. Von "unserem Malheur" aufm Haisl des Valentin habe ich ihm geklagt. Und Thomas hat sofort seine Taschen leer gemacht und mir Material für daheim mitgegeben. Wir schauen am Dienstag!
Vielen Dank, Du guter Löwe.

Die folgende Unterhaltung war dann das Beste, das ich seit langem erlebt habe. Aus tiefsten Insider-Kreisen konnte ich wie ein Schwamm informationen über unseren Verein aufsaugen, die mir daheim naturgemäß verborgen bleiben.
Auch kritischen Nachfragen von mir z.B. zum Selbstverständnis der 60er-Ultras stand Thomas offen gegenüber und drückte sich um keine Antwort
- ohne seine Linie zu verlassen. Ausgezeichnet! Wie froh bin ich über diesen Kontakt.! Wenn auch der Tagesausflug keine Punkte für den TSV ergeben hat: unsere Ultras sehe ich nun wesentlich anders, auf jeden Fall positiver als zuvor. Ich habe versucht Sandra und Patrick, die ich ja nur wenige Meter von der Begrenzung des "Kaga" entfernt am/im Grünspitz wusste, zu uns zu lotsen, aber die waren dort natürlich schon mit ebenso lieben Freunden verhaftet.

So war es dann schiedlich-friedlich als Thomas lang vorm Anstoß zu den Vorbereitungen seiner Ultra-Gruppe ins Grünwalder aufbrach und Petra und ihr Mann den Heimweg antraten. Einmal noch aufs Haisl des "Kaga" (gegen das unser Klo vom Platz her ein Waschraum ist, ohne Quatsch!) - und ums Eck zu den HSL-Freunden. Und dort gleich wieder nette, für mich neue Kontakte, mit der von Sandra beschriebenen Truppe. Den Rest kennt Ihr...

 

Einen Nachtrag habe ich noch: ich habe mitbekommen, dass Ina, die Wirtin des Kastaniengartens, vor ein paar Tagen einen Schlaganfall hatte. Das Kaga-Team hat es geschafft, durch zusätzliche Schichten zumindest den weiteren Geschäftsbetrieb dort aufrecht zu erhalten. Und ihrer Chefin am letzten Samstag einen rührenden Gruß in die Genesung zu schicken; schaut, so lieb, Ihr tollen Löwen ausm Kastaniengarten! Und wir aus Berlin stimmen herzlich mit ein. Gut gebrüllt, Löwenfans!

Thomas Köpnick

 

1860 : Aue am 02.09.2023, Text & Bilder: Sandra Cremer und Thomas Köpnick

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