Waldhof Mannheim vs. 1860 München (0:1) am 20.12.2023
Als einziger Hauptstadtlöwe habe ich gestern die Fahrt nach Mannheim angetreten. Es lief alles erstaunlich gut: Zug pünktlich(!), schönes Hotel, das noch dazu hervorragend gelegen ist (the niu Square), ein netter Weihnachtsmarkt am Wasserturm mit gutem Winzerglühwein. Aber zunächst inkognito. Aufgrund der mehrfachen Warnungen hatte ich meinen Schal weggepackt. Und ich war nicht die einzige. Es war fast keiner von uns zu sehen. Sogar meine Lieblingslöwen Eva und Peter waren nicht als solche zu erkennen.
Als dann an der Tramhaltestelle die ersten Böller losgingen, drehte ich sogar meine Tasche um, damit keiner das Logo sieht. Die erste Tram ließen wir lieber sein. Denn die war gesteckt voll mit Baracklern und hüpfte fast aus den Gleisen. In der nächsten war es aber kaum besser. Darum schwiegen wir den Großteil der Fahrt, um uns nicht als Bayern zu erkennen zu geben. Am Stadion kamen wir aber doch heil an. Also Schal raus, Bier holen, hoch in den Gästeblock.
Den Spielverlauf muss ich nicht schildern. Habt ihr alle gesehen. Vermutlich besser als ich. Aber eins muss ich sagen: Auch wenn unsere Mannschaft wieder ohne Punkte heimgefahren ist: Sie haben wirklich gekämpft! Die Niederlage war nicht verdient. Und ja: Sie haben wieder einige Fehler gemacht. Aber wen wundert das? Unsere Jungs sind restlos verunsichert. Wegen ihrem wahnsinnigen Pech und wegen dem ganzen vereinsinternen Gezeter. Nach dem Spiel haben sie sich kaum vor die Kurve getraut. Doch die Angst war unbegründet: Sie hatten unseren vollen Support. So bekamen sie keine Buh-Rufe, sondern Applaus. Einmal Löwe. Immer Löwe. Gestern haben wir wieder bewiesen, dass das nicht nur ein dummer Spruch ist. Also gehen wir traurig, aber doch erhobenen Kopfes in die Winterpause.
Aus dem Stadion raus, Schal wieder rein, Trambahn zum Hotel. Dort noch ein Bierchen mit Eva und Peter getrunken, die aber leider ihre Unterkunft woanders hatten. Aber jetzt ins Bett gehen? Ich kann doch nicht in einer anderen Stadt sein und nicht wenigstens eine Kneipe besuchen! Also wieder raus auf die Straße und ins „Mythos“, das natürlich voll mit Baracklern war. Davon ließ ich mir aber nicht den Bierdurst nehmen und stellte fest, dass keiner ein Problem damit hatte, mit einer Löwin zu trinken und zu ratschen. Tatsächlich fühlte ich mich irgendwann so sicher, dass ich meinen Schal wieder auspackte. Ein paar schräge Blicke gab es schon, aber keiner hat mich schwach angeredet. Es war so lustig, dass ich mit der Truppe sogar noch eine Kneipe weiterzog. Irgendwann habe ich es dann geschafft, mich abzusetzen und unter maximaler Ausnutzung des Gehwegs zum Hotel zu laufen.
Mein Fazit: Scheiß Waldhof Mannheim ist gar nicht so scheiße.
Text & Bilder: Sandra Cremer
